Ein Beitrag von Christoph Minhoff
Bergschäden sind die Ursache, warum derzeit die Deutsche Bahn auf der Strecke von Duisburg nach Dortmund mit ihren Zügen an einer Stelle extrem langsam fahren, oder sogar Ausweichstrecken nutzen muss. Ausgerechnet am Hauptbahnhof in Essen zeigen sich die langfristigen Folgen des Kohleabbaus im Ruhrgebiet.
Bergschäden entstehen durch Untertageabbau und Grundwasserabsenkungen, normale Begleiterscheinungen des Bergbaus. Meist treten sie mit großer zeitlicher Verzögerung auf. Deshalb forscht man jetzt an weiteren Stellen nach Bergschäden, die den Bahnverkehr stören könnten.
An der Oberfläche verursacht derlei Einmischung in die Gesteinsformationen unter Tage Gebäudeschäden, Straßenschäden, Veränderungen des Grundwasserspiegels und der Läufe von Bächen und Flüssen. Da zwangsläufig mit derlei Dingen zu rechen ist, hat die RAG Aktiengesellschaft – die für die meisten der Fälle die Schadensabwicklung leisten muss – immense Rückstellungen gebildet. Einer der Gründe, warum der Steinkohlebergbau trotzt großer Tradition beim Aufbau des bundesdeutschen Wirtschaftswunders keine Zukunft hatte.
Nun gibt es findige Energiemanager, die meinen, all die Erfahrungen aus über zweihundert Jahren Bergbau beiseite schieben zu können und ein neues bergmännisches Experiment ins Leben rufen zu können: Fracking! Beim „Fracking“ wird mit Hochdruck ein Wasser-Sand-Chemikalien-Cocktail in tiefere Gesteinsschichten gepumpt, um dort festsitzendes Gas förderungsfähig zu machen. So sehr das auch verlockend klingt, vor allem mit Blick auf die Arbeitsplätze in der Bohrindustrie und den Bilanzen der Energieunternehmen, die Risiken vor allem für das Grundwasser sind viel zu hoch!
Deshalb hat nun die schwarz-rote vielleicht-Bundesregierung in ihren Koalitionsvertrag eine eindeutige Absage an die derzeit technisch mögliche Fracking-Methode hineingeschrieben. Zitat: “Trinkwasser und Gesundheit haben für uns absoluten Vorrang. Den Einsatz umwelttoxischer Substanzen bei der Anwendung der Fracking-Technologie zur Aufsuchung und Gewinnung unkonventioneller Erdgaslagerstätten lehnen wir ab.“
Soweit, so gut. Doch ein Hintertürchen bleibt offen: „Über Anträge auf Genehmigung kann erst dann entschieden werden, wenn die nötige Datengrundlage zur Bewertung vorhanden ist und zweifelsfrei geklärt ist, dass eine nachteilige Veränderung der Wasserbeschaffenheit nicht zu befürchten ist.“
Die Energiebranche wird also weiter versuchen, diesen Beweis der Ungefährlichkeit anzutreten und Kraft und Aufwand in eine Technologie stecken, die am Ende viel Aufwand, eine Menge Risiken und einen in Deutschland geringen Ertrag bringen wird. Für die Getränkeindustrie ist das keine gute Nachricht. Die Reinheit des Bieres und die menschlich unberührten Mineralwasser dürfen nicht durch Experimente gefährdet werden. Gesteinsformationen tief im Innern der Erde sind unkalkulierbar. Wer es nicht glaubt, einfach mit dem Zug von Duisburg nach Dortmund fahren, immer wieder, hin und her und dabei die Geschichte des Steinkohlebergbaus in Deutschland lesen. Auf alle Fälle aber schon die Internetangebote von RAG oder RWE zum Thema „Servicecenter Bergschäden“ vorsorglich in der Favoritenleiste hinterlegen!