Ein Beitrag von Christoph Minhoff
Es gibt Bilder, die brennen sich in die Köpfe der Menschen ein, so tief, so fest, so emotional, dass das Hinterfragen sinnlos scheint.Denken wir an die torkelnden Rinder während der BSE-Krise, denken wir an die zerzausten Mauser-Puten oder an die Fernsehbilder von männlichen Eintagsküken, die in den Schredder kommen. Gegen den visuellen, emotionalen Schlüsselreiz des Schrecklichen ist argumentativ kein Kraut gewachsen. Deshalb setzen NGOs bei der Spendenakquise genau auf solche Bilder.
Nun muss man – gerade wenn man emotional manipuliert werden soll – besonders wachsam sein. Solche Bilder sollen ja eigentlich einen schnöden Handlungsablauf auslösen: Schrecken, Empörung, Spenden! Wenn sich das bei manchen Bürgern verfängt und diese ihre Geldbörse öffnen, darf man sich nicht darüber wundern. Problematischer wird es, wenn Politik solche manipulativen, emotionalen Bilder nutzt, um sich zu profilieren. Und da sind wir wieder bei den Hähnchen, die nicht älter als einen Tag werden, weil sie als Legehennen gebraucht werden, aber eben keine Eier legen können. Sie werden deshalb getötet und zu Tierfutter verarbeitet oder als Eiweißfettlieferant genutzt. Das klingt herzlos, entspricht aber den Fakten.
Der nordrhein-westfälische Landwirtschaftsminister Remmel hat hier nun ein Beispiel gegeben, wie man aktiv etwas gegen solche Zustände tut. Er verbot kurzerhand per Erlass das Töten von männlichen Küken in Nordrhein-Westfalen. „NRW setzt Zeichen für den Tierschutz“ heißt es da in einer Pressemitteilung der Landesregierung und „Tiere dürfen in unserer Landwirtschaft nicht zum Abfallprodukt werden“. Genau!, möchte man da sagen! Die armen Küken! Doch so manipulativ die Bilder im Kopf, die hinter solchen Erlassen geistig stehen, so manipulativ ist die Täuschung der Öffentlichkeit, über die Folgen solchen vermeintlichen Tierschutzes.
In Nordrhein-Westfalen gibt es gerade einmal zwei Handvoll Brütereien, die Hühner für die Eierproduktion züchten. Es sind kleine Familienbetriebe. Angeblicher Anlass des Erlasses war eine Anzeige von Tierschützern gegen eine Kleinbrüterei im westfälischen Kreis Coesfeld. Ein Staatsanwalt in Münster hatte die Auffassung vertreten, es gäbe keinen vernünftigen Grund für die Tötung der Tiere und deshalb handele es sich um eine Verletzung des Tierschutzrechts. Zitat Ministerium: „Auf Grundlage der von der Staatsanwaltschaft Münster vertretenen Rechtsauffassung wird das NRW-Verbraucherschutzministerium kurzfristig einen Erlass herausgeben.“ Das allerdings ist eine interessante Herangehensweise. Die Gesetzgebung in NRW wird von Einzelmeinungen eines Staatsanwaltes bestimmt? Gilt das auch bei anderen Fragen? Übrigens, das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt. Nicht so der Erlass.
Was also wird nun passieren? Wie hilft das Verbot den Tieren? Überhaupt nicht! Denn was soll mit 30 bis 45 Millionen männlichen Küken passieren? Gibt man die beim Tierschutzverein ab? Kommen die auf einen Gnadenhof? Dürfen die den Hennen beim Eierlegen zuschauen? Wer füttert die? Wer bezahlt das? Wie viel Platz wird benötigt? Wie groß ist die Kontamination des Bodens, auf dem die Millionen Hähnchen ihren hochtoxischen Kot hinterlassen? Wer saniert diese Böden? Und, und, und. Das Ministerium selbst gibt zu, dass die Sorte Hähnchen, die aus Legehennenbrütereien stammen, nicht zur Fleischgewinnung taugen. Eierlegen und Fleischansatz schließen sich genetisch aus. Die „männlichen Küken setzen kein Fleisch an, so dass sie auch für die Mast nicht geeignet sind“, befindet das NRW-Landwirtschaftsministerium.
Doch ein Erlass ist schnell geschrieben und die mediale Ernte des aktiven Politikers schnell eingefahren. Nur – wer zahlt die Zeche solcher Politprofilierung? Wir und vor allem die Tiere! Denn, nicht ein Hähnchen wird mehr am Leben bleiben, weil Herr Remmel von den Grünen es suggeriert! Sie würden nur anderswo gezüchtet!
Dabei forschen die deutschen Brütereien natürlich an Alternativen. Zweinutzungs- oder Kombihühner, die beides können, Fleisch und Eier, sollen entwickelt werden. Von der Marktreife, also einem Züchtungserfolg und der Bereitschaft der Verbraucher derlei Eier (meist zu klein) und Hähnchen (meist zu wenig Fleisch) zu kaufen, ist man noch Jahre entfernt.
Eine weitere Lösung, wäre die Bestimmung des Geschlechts am nichtbebrüteten Ei. Das könnte in Jahren technisch möglich werden, mit erheblichem finanziellem Aufwand. Allerdings steckt das Verfahren noch in der Experimentierphase.
Doch derlei Lösungen werden wohl nicht Wirklichkeit werden. Entweder würde wohl der Erlass auf dem Klageweg kassiert, sollte sich eine der betroffenen Brütereien zur Klage entschließen. Vor allem aber gilt, in anderen Ländern gibt es offenbar weniger profilsüchtige Politiker, die Scheinlösungen als Problembeseitigung verstehen. Der deutsche Marktführer der Brütereien erwägt bereits einen Umzug nach Großbritannien, andere werden folgen oder einfach schließen. Die Legehennen kommen dann aus anderen Ländern, es werden nicht weniger, sie sprechen nur eine andere Sprache.
Sehr geehrter Herr Minhoff,
super Artikel, der das Problem super auf den Punkt bringt.
100 Punkte für den Verfasser dieses Artikels.
Hoffentlich überziehen unsere „5 ÖKO -Spinner“ agrar Minister so stark, dass auch wenigstens ein Teil dieser“ grünen Gutmenschen“ begreifen, dass man mit diesen dahergelaufenen, ahnungslosen Ministern auf dem „falschenDampfer“ gestiegen ist. “ Von denen haben 2 nur eine abgebrochene Ausbildung im sozialen Bereich, was heute wohl reicht um ein Ministeramt für grüne zu besetzen.