Ein Beitrag von Christoph Minhoff
Es ist immer wieder hilfreich gelegentlich im Bücherregal nach den Schmökern zu schauen, die man schon ewig nicht mehr in den Händen hatte. Zu diesen gehört bei mir der Klassiker der Medienkritik des berühmten Professors für Kommunikationswissenschaften, Neil Postman. Sein Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ ist heute aktueller denn je. Auch wenn viele hierzulande bei Zukunftsfragen auf Nostradamus oder die Weissagung der Cree zurückgreifen, wäre ein Blick in das 1985 (!) erschiene Buch weitaus hilfreicher, um das Heute aus der Sicht des Gestern zu verstehen und für das Morgen noch eine Menge Rüstzeug mitzubekommen.
Die Grundlagen von Postmans‘ Buch sind wiederum die Klassiker „1984“ von George Orwell und „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley. Beide hatten Postman inspiriert und zu folgender Einschätzung geführt: „Orwell befürchtet, dass die Wahrheit vor uns verheimlicht werden könnte. Huxley befürchtet, dass die Wahrheit in einem Meer von Belanglosigkeiten untergehen könnte. […] Orwell befürchtete, das, was uns verhasst sei, werde uns zugrunde richten. Huxley befürchtete, das, was wir lieben, werde uns zugrunde richten. Dieses Buch (Wir amüsieren uns zu Tode) handelt von der Möglichkeit, das Huxley und nicht Orwell recht hatte.“
Postmans Analyse von 1985 ist geradezu prophetisch, dabei konnte er das Dschungelcamp, facebook und die NSA noch nicht kennen. Fernsehen führe unweigerlich dazu, so seine These, dass Emotionalität und damit Oberflächlichkeit logisches Denken und Handeln zurückdrängen werde. Getreu dem Motto, Zitat: „Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen – es erzeugt sie.“ Und auch wenn er seine Mahnungen und Warnungen in Richtung Fernsehkonsumenten adressierte, so sind doch – angesichts der Transformation von Computer, Netz und Fernsehen – die Grundaussagen zur Mediengesellschaft allgemeingültig: „Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.“
Es lohnt sich jedenfalls, das Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ einmal frisch vor dem Hintergrund der heutigen Zeit zu lesen!