Professor Nöhles Essensalltag
Intensive Nutztierhaltung, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutzmittelanwendung und dann auch noch Gentechnik – alles schlecht, brauchen wir nicht, es geht auch mit der Hälfte. So oder so ähnlich lesen wir es ständig in der Presse. Stimmt ja auch, denn mir ganz persönlich und Ihnen ganz persönlich geht es ja gut. Sehen wir doch eben einmal die Fakten an.
Im Jahre 1965 betrug die Weltbevölkerung 3,5 Milliarden Menschen, im Jahre 2012 betrug sie 7 Milliarden. Ja, die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen hat sich in nur 50 Jahren glatt verdoppelt – schon vergessen? Sie lesen doch hoffentlich regelmäßig die Berichte der United Nations.
Im Jahre 1961 hungerten 1,2 Milliarden Menschen. Das entspricht, bezogen auf die damalige Weltbevölkerung von 3,1 Milliarden, also 38 Prozent.
Im Jahre 2014 hungerten noch 805 Millionen, das entspricht bezogen auf die Weltbevölkerung des Jahres 2014 von 7 Milliarden nur noch 11 Prozent.
Was lehrt uns der Dreisatz? Würden wir heute noch in den Verhältnissen der Lebensmittelversorgung von 1961 mit einem hungernden Anteil an Menschen von 38 Prozent leben, würden heute rein rechnerisch 2,6 Milliarden Menschen hungern! Oder anders herum: Der Anteil der Hungernden ist von 1961 bis heute um 71 Prozent relativ und um 33 Prozent absolut gesunken. Oder noch einmal anders herum: Nur weil sich unsere Ernährungssituation so stark verbessert hat, konnte sich die Bevölkerungsanzahl in so kurzer Zeit überhaupt verdoppeln. Die Ursachen der verbesserten Ernährungssituation liegt in der Optimierung der Nutztierzucht und –aufzucht, in der Züchtung und Behandlung des Saatgutes, in der Behandlung der Tiere, Böden und Pflanzen, in der hochtechnisierten Erntetechnik und sachgerechten Lagerung des Erntegutes mit nachfolgender effizienter Verteilung der Lebensmittel. Die Hektaerträge nahezu aller Nutzpflanzen und die Milchleistung der Kühe haben sich in dieser Zeit verdreifacht und die Preise der meisten landwirtschaftlichen Rohwaren (Reis, Weizen, Mais, Zucker, Soja, Kaffee, Kakao etc.) sind gemessen an der Netto-Kaufkraft gleichzeitig um rund 60 bis 80 Prozent gesunken.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Es gibt noch viel zu verbessern in der industriellen Nutztierhaltung wie auch in der Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel und insbesondere in Bezug auf die nachhaltige Fischerei und den Umweltschutz und den schonenden Umgang mit unseren Ressourcen. Aber ohne unsere bisherigen Erfolge in der Versorgung mit Nährstoffen ginge es uns lange nicht so gut, wie wir es heute erleben.
So, und jetzt machen Sie sich schon mal ein paar Gedanken, wie Sie weitere 2,5 Milliarden (!) Menschen ernähren wollen, die bis 2050 hinzu kommen, denn das Jahr 2050 ist schon morgen früh und Sie werden es er“leben“.
Und die Antwort „weiß nicht“, gilt nicht.