Professor Nöhles Essensalltag
Bei Erkältung gibt es ein Hausmittel: Ein Glas Milch mit einem Löffel Honig. Das soll helfen.
Doch hilft es wirklich – und vor allem, wogegen denn?
Eine Erkältung kann ja vielfältige Ursachen haben. Ein Schnupfen ist eine durch Viren verursachte Infektion. Eine Bronchitis hingegen wird durch Bakterien verursacht, genau so wie ein Mandelentzündung. Oftmals überlagern sich diese mikrobiologischen Ereignisse auch oder sie „wandern“. Verschleppt man das Ganze, resultiert daraus häufig noch eine handfeste Lungenentzündung. Also, ab ins Bett.
Und nun hagelt es Hausmittelchen. Wadenwickel bei Fieber, Kräutertees aller Art oder vielleicht auch einen „Erkältungstee“ (was immer das sein mag) und ein heißes Bad mit „Erkältungskräutern“. Spezialisten schwören auf eine Flasche warmen Bieres, auch schön. Dann wieder ins Bett und ein Glas warme Milch mit Honig.
Und was passiert jetzt? (Kuh)vollmilch besteht aus 3,5 Prozent Fett, 3,5 Prozent Eiweiß und 4,8 Prozent Milchzucker. Honig besteht aus rund 40 Prozent Fruktose, 30 Prozent Glukose, 2 bis 6 Prozent Mehrfachzucker sowie 1 bis 3 Prozent Prozent Saccharose. Nehmen wir also bei unserer Erkältung zum Beispiel 200 Milliliter warme Vollmilch mit einem Teelöffel Honig (beispielsweise 15 Gramm) zu uns, so haben wir in unserem Glas ein Gemisch aus folgenden Kohlenhydraten:
9,6 Gramm Milchzucker aus der Milch + (40 Gramm Fruchtzucker + 30 Gramm Traubenzucker + 6 Gramm Mehrfachzucker aus dem Honig) x 0,15 = 11,4 Gramm Kohlenhydrate aus dem Honig, ergibt zusammen 21 Gramm pro 200 Milliliter Gesamtkohlenhydratgehalt zuzüglich 7 Gramm Fett und 7 Gramm Eiweiß in diesen 200 Millilitern. Das ist schön süß und wegen der warmen Milch auch noch schön warm.
Und das ganze tötet nun Viren, Streptokokken und Staphylokokken ab? Nein, natürlich nicht. Wie sollte es auch. Seit wann wirken verschiedene Kohlenhydrate, Milchfett oder Milcheiweiß antibiotisch? „Honig mit Milch“ hilft rein ernährungsphysiologisch genauso wenig wie „Erkältungstees“, die warme Flasche Bier (mit 4,5 Prozent Alkohol) oder der Kräuterzusatz zum Badewasser.
Aber es gibt einen anderen Effekt: Ein schönes warmes, duftendes Bad, warme Getränke mit geringem Alkoholgehalt (übrigens aus diesem Grund in vielen frei verkäuflichen „Erkältungsarzneimitteln“ enthalten (!)), ein schönes warmes und vor allem süßes Getränk – und schon fühlen Sie sich wohl und wohlig. Wenn Ihnen das ganze dann noch mit guten Genesungswünschen ans Bett gebracht wird, fühlen Sie sich gleich umsorgt und die ganze Welt hat sich nicht mehr gegen Sie verschworen. Das ganze hat offensichtlich eine positive Wirkung auf Ihren Geist – und der steuert Ihren Körper und der wirkt sich im positiven Falle vielleicht auch auf Ihr Immunsystem aus. Und letzteres tötet die Streptokokken? Auf jeden Fall geht es Ihnen nach zwei Tagen „irgendwie besser“.
Ach ja, diese wohlige Wärme und das Umsorgtsein haben Sie schon einmal erlebt: als Säugling. Muttermilch enthält neben 1,5 Prozent Eiweiß und 4 Prozent Fett nämlich 7 Prozent Milchzucker und kommt damit dem „Glas Milch mit Honig“ in Bezug auf den Kohlenhydratgehalt und den Süßeindruck geschmacklich schon durchaus nahe. Dieser sensorisch als Säugling angelernte Eindruck des Umsorgtseins hat vermutlich seine Wirkung auf das gesamte Leben erhalten. Etwas abstrakt könnte man sagen, das „Glas Milch mit Honig“ gegen Erkältung ist wie Muttermilch: schön warm und süß.
Honig enthält 18 % Saccharose? Sie sollten bei ihren Artikeln mal ihre Quellen angeben, wo sie diesen Unsinn abgeschrieben haben würde mich mal interessieren!
Honig mit solch einem hohen Gehalt an Saccharose ist mit Sicherheit gepanscht, das Enzym Invertase wird von den Bienen zugesetzt, um eben Mehrfachzucker in die beiden Einfachzucker Fructose und Glucose umzuwandeln. Somit sind bei qualitativ gutem Honig alle Mehrfachzucker nur in geringen Mengen vorhanden.
Abgesehen davon, dass Honig viele Mineralsfoffe und Enzyme enthält, hat er auch antiseptische und antibakterielle Wirkungen.
Dies soll nicht bedeuten dass Honig ein Heilmittel für Erkältungen ist, zumal die Verdünnung und starke Erwärmung in der Milch eventuelle Effekte mindert.
Jedoch ist die Reduktion auf die reinen Kohlenhydrate recht oberflächlich und berücksichtigt nicht den aktuellen Stand der Forschung auf diesem Gebiet.
Jedoch allein die Tatsache, dass sie, von irgendwelchen ungenannten Quellen, zahlen als Fakten nennen, die sich mit kurzer Recherche hätte prüfen lassen, beraubt sie jeglicher Glaubwürdigkeit und veranlasst mich dazu diesen Blog nicht mehr zu verfolgen.
Hallo, Herr Brach.
Sie haben Recht ! Die überwiegende Zahl der Literaturstellen gibt einen Saccharosegehalt von 1 bis max. 5% an. Höhere Gehalte weisen regelmäßig auf eine Verfälschung durch Zugabe von Saccharose hin.
Ich habe die Zahlen im Text daher entsprechend angepasst. Der Gesamtkohlehydratgehalt des Honigs ändert sich dadurch nur unwesentlich. Auch die Aussage über die medizinische Wirkung bzw. „Nicht-Wirkung“ bleibt dadurch unverändert.
Noch ein Hinweis zum Zitieren von Quellen: Die Seite filetspitzen.de ist nicht für Naturwissenschaftler gedacht, daher werden Quellen hier nicht angegeben, weil die Seite dadurch für die meisten Leser „zu schwer“ werden würde. Selbstverständlich müssen die Angaben trotzdem sachlich richtig und vor allem nachprüfbar sein – insofern nochmals herzlichen Dank für Ihr aufmerksames Lesen !
Schöne Grüße
Ulrich Nöhle