Professor Nöhles Essensalltag
Zu Ostern gibt es eine schöne Tradition: Eier werden bunt angemalt.
Aber nicht irgendwie, sondern natürlich nur mit Lebensmittelfarben. Die sind der Verwendung nach in der Zusatzstoff-Zulassungs-Verordnung beschrieben und deren Reinheitskriterien in der Zusatzstoff-Verkehrs-Verordnung definiert. Ordnung muss sein.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Eier bunt werden zu lassen:
- Sie verwenden künstliche Lebensmittelfarben, meist sind das Azofarbstoffe, und zwar
E 102 = Tartrazin (gelb)
E 104 = Chinolingelb (gelb)
E 110 = Gelborange S (orange)
E 122 = Azorubin (rot)
E 151 = Brillantschwarz (blau)
Diese Azofarbstoffe sind mit einem Zusatz kenntlich gemacht: “Kann Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen.“ Die Eier werden damit wirklich „knallbunt“, allerdings sind künstliche Farbstoffe – obwohl gesundheitlich unbedenklich –nicht jedermanns Sache.
- Sie verwenden so genannte natürliche Farbstoffe, das sind
E 100 = Kurkumin (Gelbwurz) (gelb)
E 120 = Cochenille (rot)
E 132 = Indigokarmin (blau)
E 140 = Chlorophylle (grün)
E 141 = Kupferhaltiger Komplex der Chlorophylle (grün)
Sie haben anstatt künstlicher jetzt natürliche Farbstoffe verwendet, bei denen es sich aber immer noch um Zusatzstoffe, also „mit E-Nummer“, handelt. Leider wirken die Farben damit eher blass.
- Sie verwenden Lebensmittel mit färbenden Eigenschaften und kochen die Eier in einem Sud auf, und zwar mit folgenden Lebensmitteln:
Safran, Kamille = gelb
Roibush-Tee = orange
Rote-Bete-Saft = rot
Zwiebelschalen, Schwarztee = braun
Spinat = grün
Rotkohl = violett
Holundersaft = blau
Auf diese Weise verwenden Sie, wenn Sie Wert darauf legen, keine Zusatzstoffe. Jedoch bekommen die Eier dadurch nur einen Hauch von Farbe, die meist noch schlierig erscheint und blasser ist. Sie werden vermutlich eher enttäuscht sein.
Daher hier noch ein paar heiße Tipps, damit ihr Malergebnis noch etwas besser wird.
- Am besten kaufen Sie Eier mit weißer Schale, insbesondere, wenn Sie mit den färbenden Lebensmitteln arbeiten wollen.
- Legen Sie die Eier vorher 10 Minuten in Essigwasser, das raut die Schale etwas an. Die Essigsäure löst den Kalk der Schale auf, sodass die Farben besser haften.
- Reiben Sie das Ei nach dem Färben mit etwas Pflanzenöl oder Speckschwarte ein, dann glänzen sie und die Farben „leuchten“ etwas mehr.
- Sie bemalen natürlich nur hart gekochte und keine rohen Eier.
- Vor dem Kochen pieken Sie das Ei aber nicht wie sonst zwecks Verhinderns des Platzens an, denn sonst würden kleine Mengen des Farbstoffes durch dieses Loch in das Innere des Eis wandern und das Eiweiß bunt färben. Auch wenn es sich ja um Lebensmittelfarbstoffe handelt und Sie diese ruhig verzehren können, war das sicherlich nicht das geplante Arbeitsergebnis.
Und jetzt noch ein paar Tipps zum Verzehr der bemalten Eier:
- Die bemalten und hart gekochten Eier halten sich einige Tage, aber Sie kennen den Effekt schon: das Eigelb hart gekochter Eier verfärbt sich grünlich bis bläulich. Grund sind das Eisen aus dem Eigelb und Schwefelverbindungen aus dem Eiweiß, die sich zu Eisensulfid verbinden. Eisensulfid ist dunkelblau und schmeckt nach „faulen Eiern“. Ähnliches passiert, wenn Sie Eier mit einem Silberlöffel essen: es entsteht Silbersulfid, schmeckt ähnlich Eisensulfid. Den Effekt mit dem Silberlöffel kennen viele Verbraucher nicht (mehr), weil sie nicht (mehr) mit Silberbesteck essen, sondern mit einem aus Cromargan oder Kunststoff. Oma, die noch vom Silberbesteck aß, benutzte aus vorbesagtem Grunde extra einen Eierlöffel aus Horn. Ja, Sie lesen richtig, der wurde aus einem Kuhhorn nur dafür geschnitzt.
- Wenn Sie aber die bunten Eier an Ihren „Osterbaum“ im Garten oder in der Wohnung hängen wollen, dann nehmen Sie keine hart gekochten Eier, sondern blasen die rohen Eier aus und bemalen nur die Eierschale. Aber jetzt ist etwas Vorsicht angebracht. Die Oberfläche von Eiern ist ja naturgemäß nicht steril. Es könnte sich die eine oder andere Salmonelle auf der Oberfläche befinden. Das Ausblasen mit dem Mund ist also nicht die allerbeste Wahl. Sie könnten es mit einem Strohhalm versuchen, ist etwas schwierig. Aber Ihre Kinder brauchen ja eine echte Herausforderung.
Und zum Schluss noch ein paar übergeordnete Tipps:
- In unserer gut organisierten Convenience-Gesellschaft können Sie das Ganze natürlich auch fertig kaufen: bemalte Eier zum Verzehr, bemalte Eier nicht zum Verzehr bis hin zu wasserfesten Eiern „für draußen“.
- Und eines machen Sie bitte garantiert nicht, sonst bekommen Sie von mir noch einen Bußgeldbescheid: Die hart gekochten Eier mit Farben aus dem Tuschkasten oder gar mit Filzstift bemalen, denn das sind keine Lebensmittelfarben!
Schöne Ostern!