Street Food Markets sind der neueste Trend in Deutschlands Großstädten. Der Slow Food-Trend wird auf den Imbissbereich ausgeweitet – zum sogenannten „Slow Fast Food“.
Ein Beitrag von Lisa Ksienrzyk.
Zum Dinner verabredet man sich klassischerweise in einem Restaurant, sitzt am gedeckten Tisch in einer ruhigen Ecke und lässt sich vom Kellner bedienen. In Deutschlands Großstädten geht der Trend seit wenigen Jahren immer mehr zu rustikalen Locations für das Abendessen: das Restaurant wird gegen eine Markthalle ausgetauscht, der separate Tisch muss der Bierzeltgarnitur weichen und die Bewirtung besteht aus einer Schale Snackgabeln neben dem Serviettenstapel. Street Food Markets brechen mit traditionellen Konventionen und steigern erst recht die Lust auf Essen.
Straßenmärkte und mobile Garküchen stellen in Asien einen wesentlichen Teil der Esskultur dar. Die Speisen in den kleinen Straßenküchen sind frisch und schnell zubereitet und wesentlich preiswerter als in Restaurant. In Metropolen wie London und New York stehen seit Jahren sogenannte Food Trucks an den Gehwegen und verkaufen Burger, Tacos und allerhand Selbstgemachtes aus dem Fenster. Die kleinen Portionen sind optimal für eine Mahlzeit zwischendurch oder die Mittagspause. In Berlin ist der Street Food Thursday Vorreiter der deutschen Street Food Bewegung und lockt seit zwei Jahren hungrige Hauptstädter und neugierige Touristen in die alte Kreuzberger Eisenbahnhalle. Dort braten, backen und garen altbekannte Gesichter sowie experimentierfreudige Neuzugänge aus der Umgebung.
Slow Food vom Schnellimbiss
Auf den Tafeln werden vietnamesische Burger mit Hühnerfleisch und Koriander angepriesen, butterzarter Schweinebauch, der 14 Stunden im Ofen geräuchert wurde oder verführerische Cupcakes mit sämtlichen Buttercremes. Alles frisch zubereitet. Dazu gibt es selbstgemachte Limonade und Bier aus der Kiezbrauerei. Viele Händler bieten regionale Spezialitäten an, so beispielsweise Joghurtgetränke vom ländlichen Milchschafhof oder Wurst aus der benachbarten Metzgerei. Der Slow Food-Trend wird auf den Imbissbereich ausgeweitet – zum sogenannten „Slow Fast Food“. Die Märkte bieten frische, bewusste Küche allerdings schnell zubereitet und zum Mitnehmen. Der Besucher muss sich nicht für eine Richtung oder sogar ein bestimmtes Restaurant entscheiden, sondern bekommt eine Fülle an nationalen Gerichten geboten. Das Essen wird vor den Augen des Gastes zubereitet und bekommt somit noch einen Hauch von Showküche.
Street Food Markets breiten sich in Deutschland immer mehr aus und ziehen stets allerlei hungrige Gemüter an. Die Preise fallen eher gering aus: Für eine Kleinigkeit zahlt man im Schnitt 5 Euro, gefüllt bleibt der Geldbeutel am Ende des Abends trotzdem nicht. Das Essen kommt in kleinen Portionen – so muss man sich nicht auf eine Speise festlegen, sondern kann sich von Stand zu Stand durchprobieren. Die Verkäufer gehen individuell auf die Bestellungen ein: vegetarisch, kein Koriander, wenig Sauce. Wie beim Schnellimbiss wird sofort bezahlt und der nächste freie Tisch gesucht. Serviert werden die Gerichte auf Papptellern beziehungsweise in biologisch abbaubaren Schalen, mit Holzbesteck und Papierserviette. Kulinarische Experimente treffen auf rustikalen Charme. Und inmitten von lautstark diskutierenden Spaniern, einer jungen Familie und gediegenen Weinliebhabern schmeckt die Bambusschale voll Allgäuer Käsespätzle trotz – oder eben gerade wegen der schrillen Atmosphäre noch besser als in der ruhigen Ecke im Restaurant.