Professor Nöhles Essensalltag
Fragen Sie heute einmal Ihren Kollegen, welches die besseren Nudeln seien, ‚Hartweizennudeln’ oder die aus ‚Weichweizen mit Ei’. Der Durchschnittsverbraucher antwortet prompt „natürlich die Hartweizennudeln“.
Doch gehen wir eben einmal in das Land der Pasta – nach Italien. Von 12.00 bis mindestens 15.00 Uhr – im Süden wegen der großen Mittagshitze oft bis 16.00 Uhr – herrscht dort riposo pomeridiano, Mittagsruhe. Die Mitarbeiter in den Geschäften lassen zur großen Verwunderung der, in der Mittagshitze eifrig shoppenden, tedesci schlagartig um 12.00 Uhr die Rollläden herunter, schwingen sich auf den Motorroller (belassen wir es einmal bei diesem wunderschönen Vorurteil) und fahren zum Mittagessen nach Hause.
Und dort kochen die dann zwei Stunden lang? Nein, viel zu anstrengend.
Sie fahren vielmehr noch eben bei der nächsten pastificio vorbei. Das sind diese, für uns Deutsche völlig unscheinbaren und irgendwie verstaubt aussehenden, Teigwarenlädchen ohne Fensterauslage, in denen, in mindestens 100 Jahre alten, Holzfächern jede Menge verschieden geformte kleine Teigtaschen liegen, die mit den tollsten Sachen gefüllt sind. Diese Teigtaschen werden morgens zubereitet und mittags gegessen. Der dafür verwendete Teig besteht aus Weichweizen, teils mit, teils ohne Ei, denn er soll ja formbar sein, damit die daraus hergestellte Teigtasche füllbar ist. Der Teig wird denn auch nicht, wie im Falle von Spaghetti, durchgetrocknet, sondern landet samt Füllung nur leicht angetrocknet im Holzfächer und wird portionsweise gerade für eine, zwei oder drei Personen ausreichend in kleinen braunen Tütchen verkauft.
Jetzt kommt die motorrollerfahrende Schönheit (belassen wir es erneut bei diesem wunderbaren Vorurteil) nach Hause, setzt Wasser auf, schüttet die Weichweizen-Teigtaschen aus dem braunen Tütchen in den Topf, kocht sie ganze fünf (!) Minuten, gibt etwas Olivenöl darüber – fertig ist das Mittagessen. Und dann bleiben noch 2 ½ Stunden für den Mittagsschlaf – so schön kann das Leben sein. Aber eben nur für die Italiener, die sich mit Pasta bestens auskennen.
Wenn Sie jetzt auch dazu gehören wollen, lernen Sie folgendes:
Teigwaren sind beliebig geformte Erzeugnisse, die aus Getreidemahlerzeugnissen, mit oder ohne Verwendung von Hühnereiern, und/oder anderen Zutaten durch Einteigen, Formen und Trocknen ohne Anwendung eines Gärungs- oder Backverfahrens hergestellt werden. Der Wassergehalt beträgt höchsten 13%, der Salzgehalt beträgt maximal 1%.
Frische Teigwaren sind Teigwaren, die bei der Herstellung nicht getrocknet oder lediglich angetrocknet werden.
Eier-Teigwaren enthalten mindestens 100 g Vollei oder die entsprechende Menge Eigelb auf 1 kg Getreidemahlerzeugnisse.
Hausgemachte Eier-Teigwaren enthalten mindestens 200 g Vollei oder die entsprechende Menge Eigelb auf 1 kg Getreidemahlerzeugnisse.
Eierteigwaren mit verbalen oder bildlichen Hinweisen auf besonders hohen Eigehalt enthalten 300 g Vollei.
Vollkornteigwaren bestehen bezüglich des Anteils an Getreidemahlerzeugnissen ausschließlich aus Vollkornmahlerzeugnissen.
Hartweizen-Teigwaren enthalten an Getreidemahlerzeugnissen ausschließlich die namengebende Getreideart.
Teigwaren, landläufig auch Nudeln genannt, sind also eigentlich ein sehr einfaches Produkt aus Mehl, Wasser und Salz, gegebenenfalls mit Eiern, manchmal getrocknet, manchmal nur angetrocknet.
Die verschiedenen Ausformungen und Füllungen geben ihnen ein charakteristisches Aussehen und ihren typischen Geschmack. Fertig.
Schade, dass Sie jetzt nicht 2 ½ Stunden Mittagspause machen können.