Professor Nöhles Essensalltag
Pasta gibt es nicht nur als Hart- oder Weichweizenpasta, mit oder ohne Ei, sondern auch in unendlich vielen Formen. Die Namen der einzelnen Nudel leiten sich oft von Alltagsgegenständen oder auch Körperteilen ab, die dann mit einer Wortendung „verkleinert“, „vergrößert“ oder im Aussehen „verbal verändert“ werden. Natürlich alles auf Italienisch.
Die Endung –etti/-ette bedeutet schmal
Die Endung –elle/elli heißt breit
Die Endung –one/-oni bedeutet groß
Die Endung –ine/ini ist eine Verkleinerungsform
Die Endung –lice/-lici bedeutet glatt
mezze steht für halb oder abgeschnitten
lunghe/lunghi steht für verlängert
corte/corti steht für verkürzt
rigate /rigati steht für geriffelt
Endet die Nudel auf a oder e, ist sie weiblich; endet sie auf o oder i, ist sie männlich.
Und die Formenwelt der Pasta teilen wir ein in:
Langnudeln, wie z.B.
- Spaghetti, männlich, lang, von lat. spacus, der Bindfaden, 25 – 100 cm lang, 1,8 – 2 mm dick
- Spaghettini, folglich die verkleinerte, dünnere Spaghetti
- Penne, weiblich, kurz, von lat. penna, der Federkiel, 5 cm lang, 7-8 mm Durchmesser
- Penne rigate, wie vor, jedoch geriffelt
Formennudeln, wie z.B.
- Tagliatelle, weiblich, breit, abgeschnitten, von lat. tagliare, schneiden
Gefüllte Nudeln, wie z.B.
- Tortellini, männlich, verkleinert, von ital. Kleiner Kuchen, gefüllte Nudelteigringe, 3 cm Durchmesser
Suppennudeln, wie z.B.
- Anelli, männlich, plural, von ital. anello, der Ring
- Anellini, verkleinerte Anelli
Dutzende verschiedene Formen zuzüglich ihrer jeweiligen Vergrößerungs- und Verkleinerungsform und anderer Charakteristika finden wir in der italienischen Küche, teils begrenzt auf bestimmte
Regionen Italiens. Der Sinn des Formenreichtums liegt in der Ausnutzung der passenden Kombination mit den Sughi, den Soßen und anderen Zubereitungen, die den Nudeln beigegeben werden bzw. mit denen sie gefüllt werden.
So, jetzt sind Sie für den nächsten Besuch beim Italiener schon etwas besser gerüstet.
Ach ja, noch eines. Pasta sind in Italien nicht etwa eine Hauptspeise, sondern lediglich eine primo piatto. Sie sollen sich nicht daran satt essen. Danach wählen Sie eine von den secundi piatti mit Fleisch oder Fisch. Und lassen Sie noch etwas Platz für die dolci, z.B. für das Tiramisú.
Jetzt müssen Sie nur noch aufpassen, dass der Patrone Sie nicht sofort als tedesci enttarnt: Pasta werden never ever mit Gabel und Löffel gegessen, sondern ausschließlich mit der Gabel. Sie drehen die Langnudeln auch bitte nicht 25 Mal mit der Gabel herum in der Hoffnung, dass die Nudel nun irgendwie ein Ende hätte – hat sie nicht. Sie nehmen die Nudel mit dem Sugho ein oder zwei Mal mit der Gabel auf und führen dann die Gabel zum Munde und nicht den Körper zum Teller. Sollte Ihr Kellner nach der Bestellung der Pasta Gabel und Löffel aufdecken (das macht er nur in Deutschland, niemals in Italien!), weisen Sie umgehend freundlich den Löffel als störende Beigabe zurück. Ihr Kellner wird vor Ehrfurcht erstarren und Sie nie wieder tedesci nennen.