Professor Nöhles Essensalltag
In Lifestyle-Magazinen lesen Sie zuweilen von so genannten „fatburnern“, also Lebensmitteln, die zu einer erhöhten Fettverbrennung beitragen und damit zu einer schnellen und deutlichen Gewichtsreduzierung führen sollen. Hört sich gut an und ich sehe mich schon über Nacht in meinem sixpack-body.
Es geht los mit scharfen Gewürzen wie z.B. Chilis, auch Cayennepfeffer genannt, oder Tabasco-Soße, die mit Chilis hergestellt wird. Der dort enthaltene Scharfstoff Capsaicin führt zu einer Gefäßerweiterung und Sie bekommen eine „rote Birne“ durch die erweiterten Kapillargefäße im Gesicht. Aber der Grundumsatz Ihres Körpers verändert sich nur unwesentlich und Sie werden die „rote Birne“ auch nicht lange ertragen wollen.
Dann finden Sie das Spurenelement Jod als „Verbrennungsbeschleuniger“. Jod ist in der Tat wichtig für die körpereigene Synthese des Schilddrüsenhormons L-Thyroxin, welches wiederum den Grundumsatz des Körpers regelt. Leiden Sie unter einer krankhaften Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), so nehmen Sie tatsächlich zu. Leiden Sie unter einer krankhaften Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), so nehmen sie tatsächlich ab – Sie haben sicherlich schon einmal spindeldürre und hochnervöse und oftmals schwitzende Mitbürger dieser Art gesehen. Doch halt, letztere Personen mit einer klinisch manifesten Schilddrüsenüberfunktion haben eine echte Fehlfunktion der Schilddrüse verschiedenster Ursache. Das orale Zuführen von Jod, bzw. besonders jodhaltigen Lebensmitteln führt aber nicht zu einer erhöhten Synthese von Thyroxin und folglich auch nicht zu einer Überfunktion der Schilddrüse und somit nicht zu einer Gewichtsabnahme. Und um gleich Missverständnisse zu vermeiden: Personen mit einer Schilddrüsenüberfunktion sind zwar meist dünn, aber definitiv krank, denn mit der Überfunktion der Schilddrüse gehen zahlreiche andere ernste krankhafte Erscheinungen einher.
Kaffee in großen Mengen getrunken kann bekanntlich den Stoffwechsel anregen – das lässt zunächst hoffen, doch wenn Sie sich systematisch mit Kaffee „einen antrinken“ könnten Sie damit durchaus Herzrasen, kombiniert mit Zittern in der Fingern… gefolgt von einer Heißhungerattacke hervorrufen, die den vermeintlichen Erfolg schlagartig zunichtewerden lässt. Ähnliches gilt für den übermäßigen Teegenuss.
L-Carnitin findet sich in vielen „Sportler-Nahrungsergänzungsmitteln aus der Mucki-Bude“ und ist ein Stoff, der vom Körper selbst aus den Aminosäuren Lysin und Methionin synthetisiert wird. Carnitin fungiert als Transportmolekül langkettiger Fettsäuren in der Leber. Hört sich zunächst gut an. Doch da unser Körper den Stoff selbst synthetisiert, wird extern zugeführtes und vom Körper nicht benötigtes Carnitin gleich wieder ausgeschieden.
Und ähnliche Effekte gelten auch für extern zugeführte Mineralstoffe und hoch konzentrierte sekundäre Pflanzenstoffe wie z.B. Polyphenole oder Carotinoide. Unser Körper verstoffwechselt diese Produkte wie andere Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate auch oder scheidet sie wie bei Mineralstoffen bei übermäßiger Zufuhr von außen wieder aus – sie bewirken aber keinen erhöhten Fettabbau.
So dreht die „fatburner-Literatur“ denn auch langsam in Richtung sportlicher Aktivitäten: fatburner-spinning, fatburner-tae-bo bis hin zu fatburner-Latino-dance. Jedes Fitnessstudio bietet derartige Kurse an und diese Art körperlicher Betätigung führt auch tatsächlich in einem überschaubaren Zeitraum von einem bis zwei Jahren, bei regelmäßiger Betätigung, zum ersehnten sixpack und zur Bikini-Figur. Na also.
The one and only problem: mein innerer Schweinehund.