Professor Nöhles Essensalltag
Beim Italiener oder beim Spanier gibt’s zu vielen Gerichten allerlei Seegetier wie z.B. Hummerschwänze, Shrimps, Garnelen, Krabben, Scampi oder auch Riesengarnelen… Oder waren es doch eher Tiger-Prawns…? Nein, es waren vielleicht Gambas?
Das wird schwierig heute, denn es gibt rund 50.000 Krustentierarten, von denen aber nur die so genannten Zehnfüßer vom Menschen verzehrt werden, doch auch von diesen Krustentieren mit eben zehn Füßen (lat. Decapoda, deca = zehn, podus = Fuß) gibt es tausende verschiedene.
Fangen wir langsam an.
Unter den Zehnfüßern gesellen sich zwei Unterordnungen, die Garnelen (lat. Dendrobranchiata) und die Panzerkrebse (lat. Reptantia).
Garnelen leben im Süß- und im Salzwasser, werden wild gefangen oder auch in Aquakultur gezüchtet. Garnelen haben nur gering ausgeprägte Scherenwerkzeuge und die Füße im hinteren Teil des Körpers sind zum Schwimmen geeignet.
Unterhalb der Unterordnung der Garnelen gibt es die Familie der Geißelgarnelen, und dazu gehören die:
Gambas (lat. Aristeomorpha foliacea = gamba chourizo; Parapenaeus longirostris = gamba blanca)
Blaue Garnele (lat. Litopenaeus stylirostris)
White Tiger Garnele, auch Riesengarnele, „Party-Gamba“(lat. Litopenaeus vannamei) und die
Tigergarnele, Tiger Prawn, Black Tiger Garnele, Black Tiger Shrimp (lat. Penaeus monodon).
Dann gibt es da noch die Familie der Tiefseegarnelen, dazu gehören insbesondere die:
Eismeergarnele (Pandalus borealis), auch genannt Eismeershrimp, Kaltwassergarnele und die Grönlandgarnele bzw. den Grönlandshrimp.
Nicht zu vergessen die Familie der Crangonidae, dazu gehört die:
Nordseegarnele, in Ostfriesland auch Granat genannt (lat. Crangon crangon), die wir fälschlich immer als „Nordseekrabbe“ bezeichnen, doch es ist eben keine Krabbe, die auf dem Meeresboden krabbelt, sondern eine Garnele, die schwimmt. Big difference!
Je nach Sprache der Speisenkarte bzw. des Restaurants lesen Sie verschiedene Begriffe für die gleiche Geißelgarnele, nämlich:
Deutsch = Garnele
English = Shrimp
Katalan = Gamba
Italienisch = Gamberone (gross), Gamberetti (klein)
Französisch = Crevette und
Norwegisch = Reke.
Dieser Oberbegriff wird ergänzt durch einen weiteren Begriff gemäss des lateinischen Namens der Garnele, wie oben aufgeführt.
Jetzt kommen wir zu den Panzerkrebsen.
Da haben wir zunächst die Familie der scherenlosen Krebse (lat. Palinura), hier durch den Menschen häufig verzehrt als Languste (lat. Panulirus spp.).
Dann haben wir die Familie der langschwänzigen Bodenkrebse mit starken Scheren, hier insbesondere den Europäischen Hummer (lat. Homarus gammarus) und den Amerikanischen Hummer (Homarus americanus).
Dann kennen Sie zumindest von der Speisenkarte den Scampo, im Plural Scampi (lat. Nephros norvegicus oder auch Metanephrops spp.), das ist eine Art „kleiner Hummer“, also mit Scheren vorne. Das deutsche Synonym für den Scampo ist Kaisergranat. Achtung, nicht verwechseln mit dem deutschen Granat – das sind ja die kleinen Garnelen aus dem Wattenmeer. Das französische Synonym für den Scampo ist Langoustine. Schon wieder Achtung, Langoustines sind also keine „kleinen Langusten“, sondern kleine Hummer namens Kaisergranat oder eben italienisch Scampi, manchmal auch als Norwegischer Hummer angeboten. Die Langoustines wiederum „eingedeutscht“ werden oft als Langustenschwänze angeboten. Nochmal Achtung, Langustenschwänze sind nicht die Schwänze der Langusten, sondern die des Kaisergranats.
Die tausenden von Mittelkrebsen (lat. Anomura) und Echten Krabben (lat. Brachyura) lassen wir für heute entfallen, sonst tauchen Sie noch ab auf den Meeresboden.
Zusammenfassung:
Garnelen = ohne Scheren = Gamba, Prawn, Shrimp, Granat, Gamberone, Gamberetto, Crevette, Reke
verzehrsfertig 2-15 cm lang
Preis tiefgefroren: 4-15 EUR/kg
Hummerartige = mit und ohne Scheren = Languste, Hummer, Scampo, Langoustine, Kaisergranat
verzehrsfertig 10-30 cm,
Preis tiefgefroren: 20-60 EUR/kg, also deutlich teurer als die Garnelen.
Was lernen wir heute über Meeresfrüchte?
Es geht bei dieser komplexen zoologischen Zuordnung wirklich nicht ohne Latein. Für viele dieser Tiere gibt es nicht einmal einen deutschen Namen… Der wird dann tatsächlich im Einzelfall jeweils erst erfunden – ist jetzt kein Witz – und von der BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) auf deren Homepage zusammen mit dem systematischen lateinischen Namen veröffentlicht. Gemäss Fischetikettierungsverordnung lesen Sie dann den lateinischen Namen und die Deutsche Handelsbezeichnung gemäss BLE-Liste auf dem Etikett. Ganz schön anstrengend aber absolut systematisch. Wenn Sie das nächste Mal in die Tiefkühltruhe greifen also immer erst den lateinischen Namen lesen und „ja klar, wie denn sonst“ grummeln.
Und tun Sie mir noch einen persönlichen Gefallen bei Ihrer Grammatik:
Singular: Scampo, Plural: Scampi – denn Scampis gibt es nicht.
endlich eine verständliche erklärung eines heiklen themas wenn man darüber spricht.
müsste al,s flyer an jede fischtheke und in jede gastroküche für unaufgeklärte köche!