Im achten Teil unserer Filmreihe „EAT IT“ erklärt Herr Professor Nöhle, warum frische Lebensmittel heutzutage nicht mehr zwingend in die Kühlung gehören – durch aseptische Verpackung.
https://www.youtube.com/watch?v=cBjTgVNFAps
Nachfolgend können Sie sich gerne weitere Filme unserer Reihe anschauen:
Teil 1: Abnehmen – mit Diät oder Köpfchen?
Teil 2: Braune, weiße, grüne Eier – wie geht das denn?
Teil 3: Marmelade, Konfitüre, Fruchtaufstrich – was ist eigentlich der Unterschied?
Teil 4: Vegetarische und vegane Wurst – geht das eigentlich?
Teil 5: Pasteurisiert, ultrahocherhitzt, ESL – wie lange ist unsere Milch haltbar?
Teil 7: Ein Roggenbrötchen mit Weizenmehl – darf das sein?
Teil 9: Was ist eigentlich genau in unseren Wasserflaschen drin?
Teil 10: Enthält Bitterschokolade tatsächlich weniger Zucker?
Den Artikel zum obigen Video können Sie im folgenden gerne in Professor Nöhles Essensalltag nachlesen.
Professor Nöhles Essensalltag
Wenn Sie einmal ganz genau Ihren Frühstückstisch ansehen, werden Sie feststellen, Produkte, die früher im Supermarkt in der Kühlung standen und ein Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Zusatz „bei +2 bis +8 Grad C mindestens haltbar bis…“ aufwiesen, tragen jetzt plötzlich keinen Hinweis zur Kühlpflicht mehr. Es steht nur noch „mindestens haltbar bis …“ auf der Packung. Und umgekehrt: Achten Sie einmal darauf, bei sehr großen Supermärkten steht H-Milch doch tatsächlich im Kühlregal.
What happened?
Nein, es ist kein Kennzeichnungsfehler der Hersteller und auch kein Fehler der Angestellten im Supermarkt – der Fortschritt hat wieder einmal zugeschlagen!
Vollständig geschlossene Systeme in der Herstellung, eine gelenkte Wärmebehandlung während der Produktion, die sämtliche vegetativen Keime abtötet; sauber angeliefertes Verpackungsmaterial in geschlossenen Kunststoffbeuteln und insbesondere eine so genannte Aseptik-Abfüllung ermöglichen es, dass frische Produkte sich tatsächlich ohne Kühlung halten. Doch wie geht Aseptik-Abfüllung genau?
Die Kunststoffbecher (z.B. für Sahne, Frischkäse o.ä.) werden in eine vollständig geschlossene und vorher desinfizierte Abfüllmaschine geführt. Dort werden die Becher mit einem Gemisch Wasserstoffperoxid und Peressigsäure (Verhältnis ca. 1:1, Konzentration rund 1 bis 1,5%) ausgesprüht. Letzte evtuell noch vorhandene Mikroorganismen werden jetzt abgetötet. Zusammen mit der vorherigen Pasteurisierung des Produktes wird das Produkt jetzt so sauber abgefüllt, dass es sich tatsächlich bei Raumtemperatur mehrere Wochen hält.
Doch was machen Wasserstoffperoxid und Peressigsäure? Wasserstoffperoxid kennen Sie auch vom Blondieren Ihrer Haare – allerdings in sehr viel höherer Konzentration. In entsprechend geringen Konzentrationen im Lebensmittelbereich passiert Folgendes: Das Peroxid (aus dem Wasserstoffperoxid wie auch aus der Peressigsäure) oxidiert organisches Material (dazu gehören auch die Mikroorganismen) durch den beim Kontakt mit organischem Material entstehenden, so genannten nascierenden Sauerstoff. Dieser tötet die Keime zuverlässig ab. Das Lebensmittel (welches vorher entsprechend erhitzt wurde) ist nahezu keimfrei und kommt so in eine ebenfalls keimfreie Verpackung und hält sich folgerichtig auch ohne Kühlung!
Und wie steht es mit den Rückständen dieser „Desinfektionsmittel“? Sie werden es kaum glauben, aber es ist tatsächlich so: Wasserstoffperoxid (H2O2) zersetzt sich zu Wasser (H2O) und Sauerstoff (O2). Die Peressigsäure zersetzt sich zu Essigsäure und ebenfalls zu Sauerstoff. Also alles natürlich vorkommende Stoffe – keine Rückstände!
So, und jetzt kommen die lebensentscheidenden Fragen:
Frage 1: Wenn denn ein „Frischeprodukt“ sich ohne Kühlung hält und das auch richtigerweise so gekennzeichnet ist, warum steht es dann trotzdem im Kühlregal?
Antwort 1: Es liegt nur deshalb im Kühlregal, damit es der Kunde noch findet, denn es lag in den letzten 40 Jahren schon dort. Das könnte sich also in den nächsten 10 Jahren schrittweise ändern, wenn der Verbraucher die neue Technologie gelernt hat.
Frage 2: Warum steht H-Milch in großen Vollsortimentern im Kühlregal, obwohl die H-Milch (H = haltbar) sich bekanntlich nun schon seit 40 Jahren ohne Kühlung hält?
Antwort 2: Das ist unter anderem auch Marketing. Nicht alle Kunden kennen alle Aufbewahrungsvorschriften so gut wie Sie. Daher packen die Hersteller auch H-Milch ins Kühlregal, damit der Kunde sie einfach findet, obwohl das eigentlich nicht nötig wäre.
Ein paar Meter weiter finden Sie dann die gleiche Milch auch noch einmal außerhalb der Kühlung!
Und zum Schluss noch eine professorale Belehrung: Wenn die Packung angebrochen ist, gehört sie allerdings sofort in die Kühlung und das Produkt sollte alsbald verzehrt werden, denn Ihr Zuhause ist definitiv keine Aseptik-Kammer!