Im neunten Teil unserer Filmreihe „EAT IT“ erklärt Herr Professor Nöhle, woher das Wasser in unseren Wasserflaschen kommt und welche Anforderungen es erfüllen muss.
https://www.youtube.com/watch?v=oONISmIlhyo
Nachfolgend können Sie sich gerne weitere Filme unserer Reihe anschauen:
Teil 1: Abnehmen – mit Diät oder Köpfchen?
Teil 2: Braune, weiße, grüne Eier – wie geht das denn?
Teil 3: Marmelade, Konfitüre, Fruchtaufstrich – was ist eigentlich der Unterschied?
Teil 4: Vegetarische und vegane Wurst – geht das eigentlich?
Teil 5: Pasteurisiert, ultrahocherhitzt, ESL – wie lange ist unsere Milch haltbar?
Teil 7: Ein Roggenbrötchen mit Weizenmehl – darf das sein?
Teil 8: Frische Lebensmittel ohne Kühlung – geht das?
Teil 10: Enthält Bitterschokolade tatsächlich weniger Zucker?
Den Artikel zum obigen Video können Sie im folgenden gerne in Professor Nöhles Essensalltag nachlesen.
Professor Nöhles Essensalltag
Es ist noch keine 150 Jahre her, da waren Seuchen wie Typhus und Cholera in Deutschland und in Europa an der Tagesordnung. London, 1832: 14.000 Tote. 1866 in Österreich: 13.800 Tote. Die letzte große Cholera-Epidemie im Jahre 1892 brachen die stolzen Hanseaten vom Zaune: sie schütteten immer noch ihre Abwässer in die Elbe – und entnahmen an der gleichen Stelle ihr Trinkwasser. Ergebnis: 8.600 Tote.
Dem Theater bereitete Reichskanzler Otto von Bismarck ein Ende: er erließ neben dem kaiserlichen Reichsgesundheitsgesetz und dem ersten Nahrungsmittelgesetz zahlreiche wasserrechtliche Vorschriften und fortan wurden Schmutzwasser und Trinkwasser streng voneinander getrennt und vor allem wurde Trinkwasser nicht mehr aus Oberflächenwasser gewonnen, sondern aus Tiefbrunnen aus rund 300 Metern Tiefe gefördert und über Wassertürme unter Druck in die Häuser geleitet.
Was damals Herr Bismarck tat, erledigt heute die Europäische Union. Die Trinkwasser-Verordnung regelt, wie Trinkwasser beschaffen sein muss und welche Reinheitskriterien zu erfüllen sind. Prompt wird niemand mehr von Wasser krank.
Heute geht es uns noch viel besser als zu Bismarcks Zeiten – wir trinken sogar Wasser aus Flaschen. Doch was ist eigentlich in den Flaschen drin? Leitungswasser?
Hier hilft wieder einmal ein Blick aufs Etikett.
- Natürliches Mineralwasser: Dieses Wasser hat seinen Ursprung in einer unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Quelle, ist von ursprünglicher Reinheit und zeichnet sich durch seinen Gehalt an Mineralstoffen, Spurenelementen und ggf. ernährungsphysiologischen Wirkungen aus. Es muss amtlich anerkannt sein, laufend kontrolliert werden und darf auch bis auf die Entfernung von Eisen und Mangan sowie der Einstellung des Kohlensäuregehaltes nicht verändert werden.
Es darf auch nicht in Tanklastwagen transportiert werden, sondern muss am Quellort in Behältnisse abgefüllt werden. Ja, jetzt wissen Sie endlich, warum Sie auf den Straßen Benzinlaster und Milchsammeltankwagen sehen, aber keine Wasserwagen - Quellwasser: Dieses Wasser kommt auch aus unterirdischen Wasservorkommen in Form von vor Verunreinigungen geschützten Quellen, aber es ist nicht an einen bestimmten, konstanten Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen gebunden und die Quelle muss auch nicht zugelassen sein. Es muss aber am Quellort abgefüllt werden.
- Tafelwasser: Dieses Wasser ist nichts anderes als Trinkwasser (also aus der Wasserleitung), welches mit bestimmten Salzen (Natursole, Meerwasser, Kochsalz) angereichert werden kann und auch bestimmte Zusatzstoffe enthalten darf. Die Reinheitskriterien sind denen des Trinkwassers gleich. Enthält dieses Tafelwasser mindestens 570 mg Natriumhydrogencarbonat sowie Kohlendioxid, so darf es den Namen Sodawasser tragen.
Das Ganze ist nicht zu verwechseln mit Sprudel – das ist ein Natürliches Mineralwasser zu Nr.1, welches mit einem natürlichen Kohlendioxidgehalt von mindestens 250 mg/Liter aus der Quelle sprudelt. Und der Begriff „Selters“ bzw. „Selterswasser“ ist nichts anderes als ein Markenname eines bestimmten Herstellers eines natürlichen Mineralwassers – aber nicht etwa ein generischer Name für ein bestimmtes Wasser.
So, das war jetzt ganz schön kompliziert für den nächsten Einkauf im Supermarkt – aber Sie werden das schaffen.
Und wenn Sie nächstes Mal im Restaurant sitzen und hören die Bestellung Ihres Tischnachbarn á la „Herr Ober, bitte ein Wasser“ und der Ober fragt zurück „Mit oder ohne Sprudel“, dann dürfen Sie ab heute die Augen verdrehen, denn Sie wissen jetzt – da haben zwei Leute absolut keine Ahnung von Wässern.