Im zehnten Teil unserer Filmreihe beantwortet Professor Nöhle die Frage, ob in Bitterschokolade tatsächlich weniger Zucker enthalten ist als in Milchschokolade.
https://www.youtube.com/watch?v=WeYrvIA3UAA
Nachfolgend können Sie sich gerne weitere Filme unserer Reihe anschauen:
Teil 1: Abnehmen – mit Diät oder Köpfchen?
Teil 2: Braune, weiße, grüne Eier – wie geht das denn?
Teil 3: Marmelade, Konfitüre, Fruchtaufstrich – was ist eigentlich der Unterschied?
Teil 4: Vegetarische und vegane Wurst – geht das eigentlich?
Teil 5: Pasteurisiert, ultrahocherhitzt, ESL – wie lange ist unsere Milch haltbar?
Teil 7: Ein Roggenbrötchen mit Weizenmehl – darf das sein?
Teil 8: Frische Lebensmittel ohne Kühlung – geht das?
Teil 9: Was ist eigentlich genau in unseren Wasserflaschen drin?
Den Artikel zum obigen Video können Sie im folgenden gerne in Professor Nöhles Essensalltag nachlesen.
Professor Nöhles Essensalltag
Neulich im ICE. Ich hatte alle Zeitungen schon durch und wollte eigentlich für den nächsten Tag noch eine Präsentation am Laptop fertig stellen. Da tönt es von schräg gegenüber. Ein quengelndes Kind bearbeitet seine Mutter: „Schokolade! Ich will Schokolade!“ Die Erziehungsberechtigte, eine energisch wirkende, schlanke Erscheinung vom Typ „Super-Nanny“ wies das Ansinnen konsequent zurück. „Schokolade macht dick!“. Für Kinder bekanntlich ein wenig überzeugendes Argument. So tönt es ebenso konsequent weiter: „Schokolade! Schokolade! Scho-ko-laaa-deeee!“. Derlei an den Nerven zehrende Dauerbeschallung bleibt nicht ohne Folgen. Irgendwann wechselt Mutti von hart auf zart: „Na gut, aber nur ein Stückchen Bitterschokolade, die hat nicht so viel Zucker!“. Das Kind verzog das Gesicht in einer Weise, wie es das wahrscheinlich schon oft verzogen hat. Das Leben ist eben auch als Kind manchmal schon ein wenig bitter.
Aber wie war das noch gleich? Bitterschokolade hat weniger Zucker als Vollmilchschokolade?
Schon wieder einer dieser Lebens(mittel)irrtümer. Schokolade besteht grundsätzlich aus Kakaomasse (das ist die geröstete und gemahlene Kakaobohne), Kakaobutter (dem aus der Kakaobohne gewonnenen Fett), Zucker (das aus der Zuckerrübe gewonnene Kohlenhydrat), dem Emulgator Lecithin (der wiederum wird aus der Sojabohne extrahiert) und zur geschmacklichen Abrundung etwas Vanillin. Die Zusammensetzung aller Schokoladen in Bezug auf deren Nährwerte sieht wie folgt aus: rund 48 Prozent Zucker, ca. 32 Prozent Fett, 20 Prozent Eiweiß und andere Kohlenhydrate aus der Kakaobohne, also eine sehr übersichtliche Rezeptur.
Doch so eine geröstete Kakaobohne schmeckt – ähnlich wie eine Kaffeebohne – echt bitter. Das liegt an den Röststoffen, die beim Röstvorgang entstehen. Daher auch der Name ‚Bitterschokolade’ (mit 60 Prozent Kakaobestandteilen) oder ‚Zartbitterschokolade’ (mit 50 Prozent Kakaobestandteilen). Beides zielt auf den Geschmack von älteren Herren, die ebenso „bitteren“ Kaffee bekanntlich schätzen und nicht wirklich auf Kinder. Der Gipfel der „bitterness“ ist übrigens tatsächlich eine ‚Herrenschokolade’ mit sage und schreibe 70 Prozent Kakaobestandteilen.
Was also tun, damit die Schokolade weniger bitter schmeckt? Mehr Zucker? Falsch, das würde die Schokolade unangenehm süß, aber nicht unbedingt weniger bitter machen.
Die Lösung: Kakaomasse (welche ja die Bitterstoffe enthält) und Kakaobutter werden gegen Magermilchpulver und Milchfett ausgetauscht. Prompt schmeckt die Schokolade weniger bitter und stattdessen schön milchig. Und was ist mit dem Zucker? Gleich geblieben! Eine Vollmilchschokolade mit 30 Prozent Kakaobestandteilen hat also den gleichen Zuckergehalt wie eine Bitterschokolade mit 60 Prozent Kakaobestandteilen.
Die genaue Zusammensetzung der verschiedenen Schokoladen ist – wie es sich für eine anständige Schokolade gehört – in einer Rechtsvorschrift exakt definiert: der Kakao-Verordnung, übrigens eine der allerersten Rechtsvorschriften für Lebensmittel in der Europäischen Union. Und wie war das jetzt mit den Dickmachern und den Kindern und den energischen oder auch nachgebenden Eltern?
Auch hier gibt es eine ganz einfache Lösung: Genuss ja, aber von allem eben nur die Hälfte – dann klappt’s auch mit der Schokolade, denn am Zuckergehalt einer Bitterschokolade versus einer Vollmilchschokolade liegt’s jedenfalls nicht. In der Tat hat Bitterschokolade zwar weniger Kalorien als Vollmilchschokolade, aber das ist mit knapp 500 kcal/100 g zu 535 kcal/100 g auch nicht der Rede wert.
so ein quatsch. Schokolade mit 70 und mehr Prozent kakaoanteil hat ca. 50% weniger Zucker.
Beispiel: Lindt Schokolade 80% Kakaoanteil: 24g/100g Zucker
Lindt Vollmilchschokolade: 65g Zucker auf 100g
Das ist der Gegenbeweis für diese Lobbyarbeit
Hallo, ‚ich‘, ‚Vagabund 09‘ und ‚Claudia‘,
da gibt es ja noch jede Menge Diskussionsstoff, den ich gerne mit einigen Infos ergänze.
Ich formuliere diesen als Frage und gebe dann die Antwort.
Frage 1) Ab wann spricht man von Bitterschokolade ?
Antwort 1) In der Historie haben sich folgende Bezeichnungen heraus gebildet. „Zartbitterschokolade“ = 50% Kakaobestandteile mindestens. „Bitterschokolade“ = 60% Kakaobestandteile mindestens. Diese Begriffe waren früher einmal in Rechtsvorschriften definiert, heute ist das nicht mehr der Fall, stattdessen sind die Kakaobestandteile in % anzugeben. Der Begriff „Herrenschokolade“ ist ein reiner Marketingbegriff und war und ist nicht definiert.
Frage 2) Gibt es auch Schokoladen mit deutlich weniger Zucker als 48% (= durchschnittlicher Zuckergehalt von vielen Milchschokoladen)?
Antwort 2) Ja klar. Im Supermarkt habe ich eine „Schwarze Herrenschokolade“ gefunden, mit 85% Kakaobestandteilen und mit nur 13% Zucker. Technisch ist das selbstverständlich möglich. Die Frage, die sich aber in Zusammenhang mit meinem Artikel stellt, ist doch, ob diese Schokolade den Kindern wirklich schmeckt. Mit Sicherheit nicht, denn nicht umsonst beträgt der Marktanteil an Bitterschokoladen nur 13,9% am Schokoladenmarkt (Quelle : Nielsen MarketTrack KW44 2016, LEH+DM) – und dieser Anteil wird eher nicht von Kindern verzehrt. Deshalb heißt diese Schokolade ja auch „Herrenschokolade“ und eben nicht „Kinderschokolade“ o.ä.. Wesentlich beliebtere, dunkle Schokoladen (als Alternative zur Milchschokolade), die auch Kindern noch schmecken, sind oft die Zartbitterschokoladen (diese finden Sie häufig z.B. als Überzug für Marzipan), und die unterscheiden sich im Zuckergehalt eben nur unwesentlich von den Milchschokoladen.
Beachten Sie bitte auch, dass der Fettgehalt der Schokoladen mit dem Kakaoanteil steigt.
Das Ganze ist aber nicht etwa das Ergebnis von Lobbyarbeit, sondern schlicht das Ergebnis der Nachfrage des Kunden. Denn kein Hersteller produziert und kein Verbraucher kauft ein Lebensmittel, das ihm nicht wirklich schmeckt – allenfalls genau einmal – und dann nie wieder.
Dann sind also die Nährwertangaben auf den Verpackungen gelogen? Denen zufolge sind die Zuckergehalte deutlich unterschiedlich.
70 % soll der Gipfel sein? Ich kaufe öfters die 85-prozentige Schokolade bei Aldi, habe aber woanders auch schon höhere Werte gesehen.
Bitterschokolade hat geringere Zuckergehalte und ist nicht bitter, nur herb. Bitter ist ein anderer Geschmack.
….Das ist ja auch keine echte Bitterschokolade…
Das geht doch erst ab 80 %Kakaoanteil für mich los.
Außerdem steigt mit zunehmenden Kakaoanteil die Ballaststoffmenge erheblich an und ist somit für das wichtige Kohlenhydrate-Ballastoffverhältnis immens erheblich.
Und der Zuckergehalt sinkt trotzdem.
So, so… Und aus dem „nicht der Rede wert“ aus dem letzten Absatz bestehen die Wampen…