Für Aufsehen sorgte der ehemalige Journalist Christoph Minhoff vor kurzem, als er einen Reporter der Welt öffentlich in einem Kommentar für dessen undifferenzierte, diffamierende Darstellung eines Wirtschaftsvertreters kritisierte. In seinem Gastbeitrag für MEEDIA geht Minhoff hart mit Medien und NGOs ins Gericht. Journalisten ließen sich viel zu oft unkritisch für NGO-Kampagnen einspannen.
Der Beitrag erschien im Original bei Meedia. Hier gibt es einen Auszug.
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Ein Beitrag von Christoph Minhoff.
Na endlich: „Dick macht doof!“ Es war erneut der „Spiegel“, der jüngst die Ergebnisse einer Studie von Leipziger Wissenschaftlern auf diese Art zusammenfasste (Paid Content Link). Zitat: „Je übergewichtiger ein Mensch ist, desto kleiner scheint sein Hirn. Und mehr noch: Das Schrumpfen ist verbunden mit einer verminderten Denkkraft.“ Hallo?! Kampagnen-Journalismus plus Komplexitätsreduktion plus Suchmaschinen-Fetisch plus Überschriftenoptimierung ergibt in Summe: Bullshit.
Die angebliche „Dick macht Doof“-Studie, auf die sich der „Spiegel“ beruft, lässt eine solche eingedickte Aussage als Schlussfolgerung genau nicht zu. Die Autorin der Studie, Veronica Witte vom Max-Plack-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig, bemüht sicherheitshalber ihre publizierten Ergebnisse nur als „Momentaufnahme“ einzusortieren und nutzt reihenweise den Konjunktiv: „das Gefundene scheint“, „Effekte sind klein“ und „sagen nicht über den Einzelnen aus.
“Vorurteile lösen Fakten ab.”
Dieses jüngste Beispiel zeigt das Grundproblem, mit dem wir es zunehmend im Pressewesen zu tun haben: Aus Journalisten werden Aktivisten. Persönliche Ansichten werden zu allgemeingültigen Normen erklärt. Jede noch so abstruse Studie wird selektiv zur Bestätigung der eignen Position eingesetzt. Vorurteile lösen Fakten ab. Gesellschaftliche Probleme werden auf eine Person fokussiert und adressiert.
Die Wirtschaft irritiert die neue Heftigkeit der Angriffe der Wortschöpfer gegen die Wertschöpfer zunehmend. Für das Management von Unternehmen galt jahrzehntelang: Der gesetzlich vorgegebene Rechtsrahmen definiert die Leitplanken, innerhalb derer man sich zu bewegen hatte. Dort, wo gegen staatliche Normen verstoßen wurde, musste auch geahndet werden. Das war gelernt und akzeptiert.
Doch Leitplanken setzt heute nicht mehr nur der Gesetzgeber, Normen werden zunehmend auch von Aktivisten der sogenannten Zivilgesellschaft etabliert, eingefordert und mit medialer Macht durchgesetzt. Immer häufiger, immer schneller, immer unversöhnlicher verlangt die Symbiose aus niemandem zur Rechenschaft verpflichteten NGOs, teils staatlich alimentierter Verbraucherinitiativen und um Bedeutung kämpfender Alt-Leitmedien neue Standards.
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Weiterlesen? Hier gibt es den ganzen Beitrag im Original:
Beitragsbild: Screenshot Meedia.de